Votum zur Familienpolitik
Ich habe am 30.10.2025 ein Votum im Kantonsrat gehalten zur Motion „8 Wochen mehr bezahlte Elternzeit“ der SP:
Als Vater einer kleinen Tochter, und befinde mich gerade mitten in der Findungsphase des Familienlebens. Aktuell sind Laufen und Zähne kriegen angesagt. Deshalb habe ich volles Verständnis und grosse Sympathien für das Anliegen der Motionärinnen und Motionäre.
Die ersten Wochen nach der Geburt eines Kindes sind eine extrem prägende, emotionale und intensive Zeit für beide Elternteile. Diese Zeit gemeinsam zu verbringen, sich gegenseitig zu stützen und als Familie zusammenzuwachsen, ist von unschätzbarem Wert. Jede zusätzliche Woche, die man nicht zwischen Windeln, Milchpulver, Hebammenbesuchen und schlaflosen Nächten auf der einen Seite, und beruflichen Verpflichtungen auf der anderen Seite aufteilen muss, ist willkommen.
14 Wochen Mutterschaftszeit, wie sie heute gesetzlich vorgesehen sind, sind aus meiner Sicht das absolute Minimum.
Dies nicht nur im Hinblick auf die empfohlene Stillzeit, sondern auch, weil viele Geburten heute per Kaiserschnitt erfolgen, was oft eine längere, rein medizinische Erholungszeit notwendig machen kann. ‚Überzieht’ die Mutter so heute ihre Mutterschaftszeit, dann fällt ein Einkommen weg, was in der heutigen Situation von steigenden Mieten und Lebenskosten für viele Familien im Kanton Zug nicht tragbar ist.
Etwas befremdlich finde ich daher die Argumentation des Regierungsrats, wonach eine solche Regelung zu Verzerrungen auf dem Wohnungsmarkt führen solle. Die Vorstellung, dass zusätzliche Elternzeit zu mehr Zuzug und damit steigenden Mieten führe, ist schlichtweg absurd. In der Realität sieht es nämlich oft anders aus: Viele junge Eltern reduzieren nach der Geburt ihr Arbeitspensum. Nicht “freiwillig”, sondern weil ihnen die körperliche und psychische Gesundheit der Familie am Herzen liegt. Und genau dadurch gerät die Finanzierung der bisherigen Wohnsituation ins Wanken. Eine Entlastung in Form von zusätzlicher bezahlter Elternzeit könnte hier sogar einerseits stabilisierend wirken und andererseits einige Väter von der ach so gefürchteten Teilzeitarbeit abhalten.
Ich nehme den Regierungsrat gerne beim Wort, wenn er die Gesundheit von Mutter und Kind, die Stärkung der Beziehung zwischen Eltern und Kind und die Gleichstellung der Geschlechter als wichtige Ziele nennt.
Auch flexible Arbeitszeitmodelle und gute Kinderbetreuungsangebote sind wichtige Pfeiler einer fortschrittlichen Familienpolitik. Aber diese Massnahmen entfalten ihre Wirkung nur, wenn sie konsequent weiterentwickelt und mit neuen Ideen ergänzt werden. Ich schlage vor, dass wir an diesem Thema dranbleiben und uns für die Realität junger Familien im Kanton Zug einsetzen.